hier und fort

Campus Galli

oder …

Ein Tag, wie mit dem Zeitrad zurück gedreht!

Im französischen Burgund wächst in Guédelon seit 1997 eine Burganlage, hergestellt nach Plänen und mit Techniken aus dem Mittelalter. Im August 2012 begann in der Nähe von Meßkirch, Kreis Sigmaringen, ein ähnliches Bauprojekt. In ca. 40 Jahren Bauzeit soll eine Klosterstadt errichtet werden, nach einem Bauplan des Klosters St. Gallen aus dem 9. Jahrhundert, Campus Galli.


Vor sechs Jahren, im Juni 2013, konnten erste Besucher diese Anlage betreten. Es war Zeit zu schauen, wie weit die Arbeiten vorangegangen sind und die Arbeit auf den Feldern, wie in den vielfältigen Werkstätten, zu beobachten.


Gleich hinter der Kasse fällt es schon auf – kein Motorengeräusch und auch der Straßenlärm kommt, durch den umliegenden Wald gefiltert, nur schwach an. Bienengesumm. Vogelgezwitscher. Von Ferne hört man an diesem Tag eine Axt. Die Scheune wird begonnen, nachdem die Statik am Modell überprüft worden war.

Bauplatz der Scheune mit Scheunenmodell


Das Problem an dem alten Bauplan ist, dass die Höhenangaben fehlen und keine Angaben zu den Dachneigungen festgehalten wurden. So muss bei der Scheune nun das Dach flacher ausfallen, als geplant. Die hellen Streben im Modell markieren die überarbeitete Schräge.

Bauplatz der Scheune

Außer Wegschilder befinden sich auf der Anlage keine Hinweisschilder. Möchten Besucher etwas wissen muss gefragt werden und die Handwerker geben bereitwillig Anworten. So erfuhr ich vom Steinmetz, dass der Eingang zum Friedhof noch einen Rundbogen erhält. Die Steine liegen schon fertig behauen parat.

Friedhof, Eingang

Bereits fertig ist die Holzkirche. Gebaut wird hier noch am Glockenturm. Selbst die Glocke aus Bronze ist handgefertigt und hier entstanden.

Holzkirche, Vorderansicht
Holzkirche , Rückseite und links der Glockenturm
Innenraum

Die kleinen, schmalen Fenster sind mit Pergament verschlossen und lassen an diesem sonnigen Tag ein herrlich weiches Licht in den Innenraum. Deren Herstellung hatte ich in einer Dokumentation über Guédelon kürzlich gesehen. Sie sind aus Ziegenhaut.

Pergamentfenster

Da zwischen 13:00 Uhr und 14:00 Uhr, während der Mittagspause, die Werkstätten geschlossen sind führte mein Rundweg in dieser Zeit an Orte, die sich selbst erklären. Im Obst- und Gemüsegartens wachsen die Arten, die auch im 9. Jahrhundert angebaut wurden. Zwiebeln, Lauch, Sellerie, Rettich und natürlich Hülsenfrüchte standen in dieser Zeit auf dem Speiseplan.

Ein kleiner Kräutergarten wird unweit der Bienenstände angelegt. Dort gab es deutlich mehr zu sehen. Die Bienen waren wirklich sehr fleißig unterwegs!

An Nutztieren fand ich heute nur die Schweine und die Ziegen. Die Hühner hörte ich nur, oder besser den Hahn.

Schafe gibt es zwar, doch von ihnen sah ich heute in der Weberei und Färberei nur die Wolle, in allen Bearbeitungsstadien. Es erinnerte mich doch sehr an den aktuellen Zustand in meinem Zuhause!

Rohwolle waschen und trocknen
Wolle mit Pflanzenfarben gefärbt


Leider war der Seiler an diesem Tag nicht da. Ich habe so viele Fragen!

Dafür gab es eine nette Unterhaltung mit dem Fassmacher und dem Bildhauer.


Schindelmacher
Töpfer

Außerdem gibt es noch eine Drechslerei, eine Schmiede und eine Schreinerei.

Die sechs Stunden, die ich dort verbracht hatte fühlten sich herrlich an, wunderbar entschleunigend.

Ich werde wieder kommen!

Wer mehr über dieses Projekt wissen möchte findet sie unter dem folgenden Link – Campus Galli.

Bis die Tage,
Karin

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